Gewerbeversammlung: Kein Silicon Valley, aber viel Potenzial!

Die Gemeinde Geltendorf führte am 22.06.2016 ihre erste Gewerbeversammlung durch. Knapp 20 Gewerbetreibende nahmen die Einladung an und diskutierten Verbesserungsmöglichkeiten. Mit einigen konkreten Schritten sollen die Gewerbetreibenden besser eingebunden werden. Der Gewerberefent Thomas Stoklossa geht davon aus, dass sich auf dieser Basis ein regelmäßiger Dialog und Aktivitäten entwickeln werden.

 

(Noch) Kein Silicon Valley

„Geltendorf ist eher Schlafdorf als Silicon Valley“, so lautet die Situationsanalyse von Bürgermeister Wilhelm Lehmann in seiner Begrüßung. Er verwies damit auf die besondere Situation der Gemeinde, die als Wohnort von vielen Pendlern geschätzt wird, jedoch bei den Gewerbebetrieben noch Potenziale aufweist. So beträgt beispielsweise der Anteil der Gewerbesteuer an den gesamten Steuereinnahmen in der Gemeinde nur knapp 15%, während der Durchschnitt im Landkreis bei 36,5% liegt. Außerdem war die Gemeinde jahrzehntelang von der engen Bahnunterführung im Süden geprägt, welche den Lieferverkehr erschwert hatte und dadurch das Gewerbegebiet logistisch abgeschnitten wurde.

Grundsätzlich bereiten dem Gemeindechef die Einnahmen Sorgen, denn diese reichen für die bevorstehenden Aufgaben wie der Bau des Feuerwehrhauses, die Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, ein neuer Kindergarten oder einer neuen Sportstätte nicht aus. Aus diesem Grund wurde auch der Haushalt für 2016 im ersten Entwurf vom Landratsamt nicht genehmigt. Mit einem aktiven Gewerbe und entsprechenden Mehreinnahmen könnte diese Situation verbessert werden. „Wenn es dem Gewerbe gut geht, geht es der Gemeinde gut“, so das Resümee des Bürgermeisters.

 

Situation mit aktiver Gewerbepolitik verbessern

Der Gewerbereferent Thomas Stoklossa (Unabhängige Bürger) moderierte den Abend und stellte den Gewerbetreibenden die aktuelle Gewerbesituation in der Gemeinde vor. So ist die Einnahmesituation der Gemeinde insgesamt mittelmäßig, der Anteil der Gewerbesteuer unterdurchschnittlich. Ebenso gibt es im Verhältnis zu wenige Arbeitsplätze vor Ort. Dabei verfügt die Gemeinde mit ihrer Lage im Speckgürtel von München, der Zugverbindung in alle Himmelsrichtungen, dem Schloß Kaltenberg, dem Kloster St. Ottilien und der Nähe zum Ammersee über viele Chancen, die wenige Gemeinden vorweisen können.

Mit einer Verbesserung der Gewerbesituation würde auch die Gemeinde profitieren und die anstehenden Aufgaben wären einfacher realisierbar.

Der Schlüssel zum Erfolg liege aus Sicht von Stoklossa in drei Punkten:

  • Neues Gewerbe ansiedeln
  • Vorhandenes Gewerbe verbessern
  • Gemeinsam daran arbeiten


Neue Gebiete für Gewerbetreibende sind wichtigste Voraussetzung

„Wir würden gerne expandieren, haben aber derzeit keine Möglichkeit“, so fasste ein Gewerbetreibender seine Situation zusammen. Stoklossa führte aus, dass sich die Gemeinde um Gewerbegrund bemühe. So gab es beispielsweise intensive Bemühungen, eine abwandernde Firma aus Eresing in der Gemeinde anzusiedeln. Dabei und in den anderen Situationen stellten sich jedoch die Preisvorstellungen beim Grunderwerb als größtes Hindernis dar.  „Mit dem Kaufpreis zuzüglich der Erschließung wären wir nicht konkurrenzfähig“, erläuterte der Bürgermeister. Die Gewerbetreibenden plädierten für eine differenzierte Betrachtung. So wäre beispielsweise der Preis mit der Möglichkeit einer Betriebsleiterwohnung durchaus annehmbar, lautete eine der Meinungen. Ein weiterer Gewerbetreibender brachte die Idee ein, einen Teil der Bahnhofstraße als Mischgebiet auszuweisen, wodurch eine Ansiedelung erleichtert würde. Das könnte beispielsweise für ein nicht-produzierendes Gewerbe (z.B. Büros) eine einfache Lösung darstellen. Diese Idee wurde vom Bürgermeister und den anwesenden Gemeinderäten positiv aufgenommen und soll geprüft werden.

 

Bei Aufträgen einheimisches Gewerbe einbinden

Für eine intensivere Diskussion sorgten die Beiträge von zwei Gewerbetreibenden, die sich nicht bzw. nicht fair bei gemeindlichen Aufträgen berücksichtigt fühlten. Bürgermeister Wilhelm Lehmann stellte die Sicht der Gemeindeverwaltung dar, sagte aber auch zu, dass er sich diesen Fällen annehmen und bei zukünftigen Aufträgen entsprechend berücksichtigen werde.

Grundsätzlich sei es für ihn ein absolutes „MUSS“, dass die einheimischen Betriebe bei Aufträgen eingebunden werden. Sollte einer der Firmen einen anderen Eindruck haben, bittet er, sich direkt bei ihm zu melden.

 

Präsenz der Firmen stärken

Der Gewerbereferent Thomas Stoklossa präsentierte den Gewerbetreibenden einige Ideen, wie er sich eine Verbesserung vorstellen könnte. Beispielsweise ein Aktionstag bzw. verkaufsoffener Sonntag, wie ihn andere Gemeinden durchführen. Oder eine App, in der die örtlichen Firmen einen eigenen Auftritt hätten. Auch ein Ortsbus mit einer Verbindung zwischen den Gewerbebetrieben könnte dazugehören. Ein Gemeinderat wies auf den derzeitigen Probezeitraum hin und äußerte seine Sorge, dass der Bus nicht wie erhofft angenommen wird. Die größte Handlungsnotwendigkeit sahen die Anwesenden in einer Nennung auf der Internetseite der Gemeinde. „Wenn sich jemand für die Gemeinde interessiert, so sucht er auf der Homepage. Hier ist jedoch nichts von den Firmen vor Ort zu finden“, analysierte einer der Teilnehmer. Diesem Punkt stimmten beide Seiten sofort zu und Bürgermeister Lehmann nahm diesen Auftrag gleich an. In einem ersten Schritt werden die technischen Möglichkeiten der Gemeinde abklärt, danach wird man sich nach interner Abstimmung im Gewerbe-Arbeitskreis bei den interessierten Firmen melden. Ein Gemeinderat wäre gerne weiter gegangen und hätte am liebsten einen eigenen Internetauftritt der Gewerbetreibenden. Nachdem sich jedoch leider keiner der Gewerbetreibenden spontan bereit erklärte, sich im Vorfeld aktiv einzubringen, wird der Vorschlag eine mögliche Ausbaustufe darstellen.

 

Dialog verbessern, Sprachrohr schaffen

Die Gemeinderäte forderten die Gewebetreibenden auf,  die jetzige Situation nutzen. Erstmals wurde in dieser Amtsperiode ein Gewerbereferent eingerichtet, außerdem gibt es einen Gewerbearbeitskreis, an dem sich alle Gruppierungen mit Ausnahme der CSU beteiligen. „Bilden Sie ein Sprachrohr und organisieren Sie sich“ war der einheitliche Tenor auf Seiten des Bürgermeisters und der Gemeinderäte. Einer der Gemeinderäte unterstrich diese Aussagen: „Mit einem Sprachrohr sind Sie stärker und effektiver – so können Sie Ihre ureigensten Interessen vertreten“. Thomas Stoklossa sieht eine enge Zusammenarbeit als unabdingbar für eine erfolgreiche Gewerbepolitik: „Alleine und ohne Ihre Mitarbeit geht es nicht“.

 

Ersten Schritt in die Verbesserung gemacht

Allgemeiner Tenor war, dass die Gewerbebetriebe auch in sozialer Hinsicht wertvoll für die Gemeinde sind. Aus der Versammlung kam die Botschaft, dass in dieser Amtsperiode etwas bewegt werden soll. Thomas Stoklossa sieht die 1. Gewerbeversammlung als Erfolg an: „Erstmals gab es eine eigene Veranstaltung für Gewerbetreibende, es kamen auch etliche Interessierte, und wir haben konkrete Schritte für eine Umsetzung vereinbart!“. Auf dieser Basis gehe er davon aus, dass sich dieser Dialog ausbauen lässt.

Zum Abschluss betonte Wilhelm Lehmann den Willen der Gemeinde, sich gemeinsam besser darzustellen. „Versuchen Sie dafür auch Ihre Gewerbekollegen zu aktivieren“, rief er die Anwesenden auf.

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